Wer bestimmt, was gut und schlecht ist (2)?

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Ich: Ich könnte mir einen Menschen vorstellen, der so positiv eingestellt ist, dass es ihm Vergnügen bereitet, anderen Schaden zuzufügen. Würdest du einen solchen Menschen einen echten Optimisten nennen?
Penetre: Ich halte es für unwahrscheinlich, dass man einem solchen echten Optimisten begegnen wird, aber unmöglich ist es nicht. Echte Optimisten kümmern sich kaum um Moral. Deshalb macht es ihnen nichts aus, etwas zu tun, was von den Moralisten als schlecht bezeichnet wird. Umgekehrt ist es ein Zeichen des Menschen, dem die positive Grundeinstellung des Optimisten fehlt, dass er an der Moral von Gut und Schlecht festhält.
Ich: Warum das?
Penetre: Weil er nichts anderes hat, was ihm Halt gibt.
Ich: Warum behauptest du dann, dass es zwar nicht unmöglich, aber unwahrscheinlich ist, dass ein echter Optimist etwas Schlechtes tut?
Penetre: Angekommen, dein Vater bringt dir bei, wie man Schach spielt. Anfangs interessiert dich das Spiel nicht im Geringsten. Deshalb verspricht dir dein Vater ein Taschengeld, wenn du gewinnst. Fortan gibst du beim Schach dein Bestes! Und vielleicht beginnt dir dann irgendwann einmal das Schachspiel selbst Spaß zu machen. Wenn es dir nur ums Taschengeld geht, wirst du wahrscheinlich auch einmal Mogeln. Wenn dein Vater aufs Klo geht, verschiebst du heimlich die Figuren… Wenn dir aber das Spiel selbst Spaß macht, hast du das nicht mehr nötig. Wichtiger als das Gewinnen ist dir dann der Prozess, der zum Gewinn führt. Erst dann ist Schach für dich zum Vergnügen geworden. Genauso kann auch das Leben zum Vergnügen werden. Im Unterschied zum Schach hat das Leben aber keine festen Regeln. Doch bei beidem geht es darum, Geschmack am Prozess und nicht am Ziel zu finden. Das ist der Grund, warum ein Mensch, der Vergnügen am Leben selbst gefunden hat, es nicht nötig hat, zu mogeln.