Jahrbuch 2008

Antaiji


Markus (Freiburg, 29, Briefträger)


Während seiner Europareise hatten mein Freund Peter und ich die Gelegenheit Muho bei einer Zugfahrt und einem Sesshin bei München näher kennenzulernen.

Nach der Begrüßung vor dem Bahnhof begann auch gleich die Fahrt im Zug, bei der wir uns über alle möglichen Themen unterhielten. Mit Humor und einer unkomplizierten Art sorgte Muho dabei für eine entspannte und lockere Atmosphäre. Mir mangelte es dabei leider nicht an Fragen, sodass die Fahrt kaum durch längeres Schweigen unterbrochen wurde, das sollte ja noch kommen. Ich denke, ich habe sehr viel durch das Gespräch gelernt und konnte einige meiner Standpunkte überdenken. Vor allem einige meiner dogmatischen Anschauungen wurden in Frage gestellt und durch ein wenig mehr Toleranz ersetzt. Einige neue Fragen sind dadurch aber auch entstanden.

Die Bahnfahrt von ungefähr 3 Stunden war meinem Zeitgefühl nach eigentlich viel zu kurz. Aber wir hatten ja noch eine Autofahrt vor uns.

Am Münchener Bahnhof wurden wir dann von dem Organisator des Sesshins, Herrn Daltrop, abgeholt. Von dort ging es mit dem Auto nach Altenburg, einem alten Schloss mit Park, sehr schön, wo das Sesshin stattfand.

Es war das ruhigste Schweige-Sesshin, das ich mitgemacht habe. Keine Gong Schläge im 5-Min. Takt während des Zazen, keine Zeremonien, außer Sanpai und auch keine Kusen, dafür einen Vortrag nach dem Sesshin, indem Muho übrigens sagte, dass es kein danach gibt, vielmehr würde das Sesshin nach dem Sesshin erst richtig beginnen. Mit am erstaunlichsten aber war für mich, dass Muho selbst auch mit dem Gesicht zur Wand saß. Dies macht psychologische Spielchen von vornherein überflüssig. Ohne einen Meister, eine Autorität im Rücken, vor dem man seine Haltung nicht verlieren darf, war ich also völlig alleine für mein Zazen verantwortlich. Der Anblick oder nicht Anblick eines Menschen hat doch eine große Wirkung. Diese Art von Sesshin hat mich wirklich überzeugt.

Auf der Autofahrt zurück zum Münchener Bahnhof redeten wir nochmals über alles Mögliche. Am Bahnhof angekommen trennten sich dann unsere Wege. Muho hatte noch einen Interview Termin beim Radio, und ich machte mich bei bestem Wetter auf die Heimreise.

Nach nur 6 Wochen aber sah ich Muho bei einem Vortrag in Basel wieder. Es war recht warm an dem Abend und deswegen kamen alle ein bisschen ins Schwitzen während des Vortrags. Dadurch kam es auch zu einem technischen Problem, der Projektor, über den Muho uns Bilder von Antaiji zeigte, überhitzte sich des Öfteren gerade dann, wenn er gebraucht wurde, und zwang Muho zu einigen Improvisationen. Der Vortrag hat mir, vielleicht gerade deswegen, sehr gut gefallen, aber auch wegen der vielen Fragen, die gestellt wurden.

Ich stellte dann auch noch eine zum Thema Willensfreiheit und war sehr überrascht über Muhos Antwort, zu der ich sagen muss, dass ich sie erst nach einigem nachgedenken verstanden habe. Lustig auch das Muho dann einige Monate später gemeinsam mit Wolf Singer in einer Fernsehsendung eingeladen war, der bei der Beantwortung der Frage eine Rolle spielte.

Vielen Dank,
Markus


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