Jahrbuch 2009

Antaiji


Brigitte (Kanshoji, 50, Krankenschwester)


Ich bin jetzt hier seit etwa drei Wochen, die erste Erfahrung eines Aufenthaltes in einem Tempel in Japan.

Ich praktiziere Zazen seit einigen Jahren, und ueber Deshimaru und Kodo Sawaki kam ich auf Antaiji. Dann schaute ich ins Internet und fand den Rest. Meine Erwartungen waren hoch, und ich kann aus vollem Herzen sagen: sie wurden noch uebertroffen.

Der Weg hierher ist, wie es sich fuer den Eintritt in einen Tempel gehoert, nicht ganz einfach: der Bus von Hamasaka aus faehrt nur dreimal am Tag und haelt dann am Fuss des Berges, von da aus ist es eine Stunde Fussmarsch eine Stunde bergauf und am Ende eine steile, lange Treppe. Dann steht man vor dem Haupteingang zur Hondo und ist angekommen.

Du suchst "Japan-Ambiente"? Nimm besser gleich den naechsten Bus zurueck, denn in Antaiji ist alles zweckmaessig. Das Kloster ist selbstversorgend, und das Leben ist dementsprechend: viel Arbeit auf den Feldern, Holz hacken fuer den Ofen in der Kueche, Baeme faellen, die Sauberhaltung der Gebaede.

Jede Geste des taeglichen Lebens folgt festen Regeln und wird mit Konzentration und Effizienz ausgefuehrt: Zen-Praxis, die sich ausdrueckt in den Notwendigkeiten des taeglichen Lebens.

Aber das Leben hier bietet eine reiche Erfuellung, wenn Du dich darauf einlaesst und davon tragen laesst. Die Arbeit auf den Feldern - was man nicht anbaut und erntet , kann man nicht essen. Ernte den Reis, den du taeglich isst, mit den eigenen Haenden! Folge dem Tagesablauf, dem gemeinsamen Arbeiten, den Mahlzeiten, die mit viel Auwand und Liebe zubereitet werden, das Zazen, das hier in der Einsamkeit von keinem Auto und keinem Flugzeug gestoert wird, den Dharma-Gespraechen und den Unterweisungen des Abtes mit deinem ganzen Herzen, und du wirst sehr gluecklich sein.

Natuerlich gibt es auch die eine oder andere Ueberraschung zur Entspannung - zum Beispiel Ausfluege ans Meer ..., und die Natur ist wundervoll. Antaiji liegt in der Einsamkeit eines hochgelegenen Tales, hierher verirrt sich kaum einmal ein Tourist.

Fuer mich ist, was ich in Antaiji fand, die Erfuellung eines langen Traumes.


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