Jahrbuch 2008

Antaiji


Gyoriki (Ei-Gen Dojo Basel, 44, Lehrer)


Da in Europa mehr und mehr das klerikale System des japanischen Zens übernommen wird, obwohl das gar nichts mit Zen oder Buddhismus zu tun hat, sondern mit japanischer Kultur, begann ich mich für Alternativen zu interessieren. Als aus der AZI stammender Mönch suchte ich zunächst in der Verwandtschaft und stiess natürlich schnell auf die Homepage Antaijis und auf Muho. So freute ich mich denn, dass Muho diesen Sommer einen Europa-Trip machte. Ich traf ihn schliesslich auf einem Sesshin in den Niederlanden. Was mir auffiel im Vergleich zu den Zen-Meistern, die ich kannte, war, dass es bei ihm keine Klassenunterschiede unter den Praktizierenden gab. In Europa auf den Sesshins beispielsweise ist der Meister ausserhalb der Zazenzeiten meist abgeschirmt in einem Zimmer. Während die anderen Samu machen, bereitet er sein Kusen vor oder führt Gespräche und lässt sich von seiner Sekretärin bedienen. Klar leitete Muho das Sesshin und bestimmte, wie es laufen sollte, doch ansonsten war er einer unter gleichen. Nein, stimmt auch nicht, denn er leitete durch sein Vorbild an. Er sass als erstes, war als erster beim Samu und arbeitete mit der meisten Energie. Da brauchte es keine Worte, man brauchte sich bloss ein Beispiel nehmen, auch das gefiel mir, denn in Europa bei den AZI Sesshins wird viel geredet, sogar während dem Zazen, das sogenannte Kusen, aber das ist ein anderes Thema. Auf jeden Fall entstehen viele Phänomene wegen des Redens, da neben dem Korrigieren von Fehlverhalten, Kritisieren, Tratschen, auch das Flirten nicht zu kurz kommt. Hier wurde alles schweigend getan und das war gut und liess das Hirn viel schneller zur Ruhe kommen. Anstatt jemandem zu erklären, wie er sein Samu zu machen hat und dann Cafe trinken zu gehen, vormachen. Diese Authenzität vermisse ich oft in Europa.

Auch die Einfachheit und Schnörkellosigkeit gefielen mir- keine Zeremonien, keine komplizierten Regeln und Hackordnungen unter den Praktizierenden- einfach Shikantaza, Samu, Essen, Schlafen. So reiste ich denn inspiriert wieder nach Basel und freute mich schon auf Ende Juli, denn dann sollte Muho einen Vortrag in Basel halten und ich wollte ihn zu Zen in Europa befragen.

Denn ich war der Meinung, dass Zen sollte wieder authentischer und auch europäischer werden. Wozu japanische Formen übernehmen, die in Europa keinen Sinn machen, beispielsweise das Essen mit Oriyoki, den 5 Schalen, das die Japaner praktizieren, weil sie die Nahrungsmittel gerne getrennt essen, während wir doch Genmai (Eintopf) essen, was man gut aus einer Schalle machen kann, aber auch dies ist ein anderes komplexes Thema, was ich hier nicht ausführen möchte.


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