Antaiji

Kloster des Friedens

Die Nacht in der transgalaktischen Eisenbahn
5. Die Wetterradsäule



    Im Norden hinter dem Bauernhof reihten sich kleine Hügel aneinander, deren schwarze, flache Gipfel unter den Sternen des großen Bären niedriger wirkten als gewöhnlich. Giovanni begann einen schmalen Pfad durch den Wald hinauf zu gehen, auf dem sich bereits Tau gebildet hatte. Durch ein Dickicht aus dunklem Gras und Büschen, die sich in vielerlei Formen verrankt hatten, führte der Weg wie ein einziger Strahl aus weißem Sternenlicht. Im Gras saßen leuchtende Käfer, deren Licht die Blätter in einem transparenten Blau aufscheinen ließ. Fast wie das Licht der Schlangenkürbislaternen, dachte sich Giovanni.
    Am anderen Ende des stockdunklen Waldes aus Kiefern und Eichen lichtete sich plötzlich der Himmel, über dem sich die Milchstraße von Süden nach Norden weißlich ausdehnte. Giovanni konnte die Wetterradsäule am Gipfel des Hügels ausmachen, der von Glocken- und Gänseblümchen überwachsen war. Die Blüten dufteten wie im Traum. Da flog ein Vogel singend über den Hügel.
    Am Fuß der Wetteradsäule angekommen warf Giovanni seinen pochenden Körper in das kalte Gras. Die Lichter der Stadt schimmerten wie ein Palast auf dem Meeresgrund unter ihm, und nur vereinzelte Fetzen des Pfeifens und Singens der Kinder erreichten ihn. In der Ferne raunte der Wind, das Gras auf dem Hügel rauschte leise, und sein schweissdurchtränktes Hemd begann sich langsam abzukühlen
    Er blickte auf die weite, dunkle Ebene jenseits der Stadt. Von dort hörte er das Pfeifen einer Lokomotive. Die Reihe der kleinen Fenster des Zuges war rot erleuchtet, und drinnen saßen viele Reisende, die Äpfel schälten, lachten und sich auf vielerlei Art unterhielten. Als Giovanni sie sah, fühlte er sich wieder unsäglich traurig und blickte erneut zum Himmel auf.
    Dieses weiße Band soll nur aus Sternen bestehen? Je länger Giovanni hinblickte, desto weniger erschien es ihm so, als hätte er den kalten, unbelebten Weltraum vor sich, von dem am Nachmittag der Lehrer gesprochen hatte. Nein, sind da nicht lauter kleine Wälder, Wiesen und Höfe?
    Erst drei, dann vier blaue Sterne der Leier streckten blinkenden die Beine aus und zogen sie wieder zusammen. Am Ende wuchsen sie in die Länge wie ein Pilz. Selbst die Stadt unter ihm erschien Giovanni nun wie ein großer leuchtender Dunst, ein einziger rauchiger Sternenhaufen.

6. Im Bahnhof der Milchstraße


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