Antaiji

Kloster des Friedens

Die Nacht in der transgalaktischen Eisenbahn
3. Zuhause



    Das kleine Haus, in das Giovanni bald heftig atmend eintreten sollte, befand sich in einer Seitengasse. Am linken Ende einer Reihe von drei Türen stand ein Kasten, in dem violetter Krauskohl und Spargel wuchsen. Die Rollläden vor den beiden kleinen Fenstern waren herabgelassen.
    „Mutter, ich bin zurück! Wie geht es Dir, ist alles in Ordnung?“, fragte Giovanni, während er sich die Schuhe auszog.
    „Hallo Giovanni, Du wirst müde von der Arbeit sein. Mir geht es jetzt besser, den heute ist es angenehm kühl.“
    Giovanni öffnete das Fenster in dem Zimmer gleich beim Eingang, in dem seine Mutter mit einem weißen Bettlaken zu gedeckt lag.
    „Heute habe ich Würfelzucker für Dich gekauft, Mutter. Ich will sie Dir in die Milch tun.“
    „Iss Du erst einmal etwas. Ich habe noch keinen Durst.“
    „Wann ist meine Schwester wieder gegangen?“
    „Das war so gegen drei. Sie hat alles im Haus erledigt.“
    „Ist denn Deine Milch noch nicht gekommen?“
    „Ja, seltsam, aber es sieht so aus.“
    „Ich werde sie holen gehen.“
    „Nein, das hat Zeit. Iss zuerst einmal selbst. Deine Schwester hat uns etwas aus Tomaten gekocht bevor sie ging.“
    „Da lasse ich mich nicht zwei Mal bitten!“
    Giovanni nahm den Teller, der auf dem Fensterbrett gestanden hatte, und aß hungrig die Tomaten und ein Stück Brot.
    „Ich glaube, dass Vater jetzt bald nach Hause kommt.“
    „Das glaube ich auch, aber was macht Dich so sicher?“
    „Heute morgen habe ich in der Zeitung gelesen, das dieses Jahr der Fischfang im Norden besonders ergiebig war.“
    „Ja, aber wer weiss schon genau, ob er wirklich Fischen gefahren ist?“
    „Natürlich ist er das. Du glaubst doch nicht auch, dass er etwa im Gefängnis gelandet ist? Vater würde nie etwas Schlechtes tun. Der Panzer der Riesenkrabbe und das Elchsgeweih, die er unserer Schule letztes Mal geschenkt hat, werden jetzt im Präparatezimmer aufbewahrt. Für den Unterricht in der sechsten Klasse werden sie von den Naturkundelehrern geradezu herumgereicht.“
    „Und beim nächsten Mal will er Dir einen Mantel aus Seeotterfell mitbringen, stimmt’s?“
    „Ja, aber in der Schule machen sie sich alle deswegen lustig über mich.“
    „Sie reden schlecht über Dich?“
    „Ja, nur Campanella tut das nie. Wenn die anderen mich foppen, macht er ein Gesicht, als ob ihm das alles furchtbar leid tut.“
    „Campanellas Vater und Dein Vater waren seit früher Kindheit Freunde, so wie Campanella und Du selbst jetzt Freunde seit.“
    „Dann weiß ich auch, warum mich Vater früher öfters zu Campanellas Haus mitgenommen hat. Das hat Spaß gemacht! Nach der Schule habe ich dann oft alleine Campanella besucht. Der hatte eine Modelleisenbahn, die von einer Spirituslampe angetrieben wurde. Aus sieben Kurvenstücken konnte man mit den Gleisen einen Kreis bauen, Strommasten und elektrische Signale gab es auch. Immer wenn der Zug durch fuhr, schaltete die Ampel auf grün. Als uns einmal der Spiritus ausging und wir stattdessen Heizöl in den Tank füllten, war der nachher ganz verrust!“
    „Oh je!“
    „Wenn ich morgens die Zeitung austrage, komme ich auch bei Campanellas Haus vorbei, aber um die Zeit ist bei ihm noch alles totenstill.“
    „Das kann ich mir vorstellen, so früh am Morgen.“
    „Sie haben einen Hund, der heißt Sauer, mit einem Schwanz wie ein Besen. Wenn ich komme, um die Zeitung einzuwerfen, schnuppert er mich jedes Mal an und folgt mir bis zur Straßenecke. Manchmal begleitet er mich noch weiter. Wenn heute Nacht die Schlangenkürbisse mit den Lampions den Fluss herunter schwimmen, dann wird Sauer uns bestimmt wieder folgen.“
    „Das hatte ich ganz vergessen. Heute Abend ist das Fest der Milchstraße, nicht wahr?“
    „Genau. Ich werde dabei zugucken, wenn ich die Milch hole.“
    „Pass nur auf, dass Du nicht in den Fluss steigst.“
    „Keine Angst, ich schaue nur vom Ufer aus zu. In einer Stunde werde ich zurück sein.“
    „Du kannst ruhig länger bleiben. Wenn Campanella bei Dir ist, brauche ich mir keine Sorgen zu machen.“
    „Ja, bestimmt wird Campanella auch da sein. Mutter, soll ich das Fenster schließen, bevor ich gehe?“
    „Ja, das wird besser sein. Es wird schon langsam kalt hier.“
    Giovanni stand auf, schloss das Fenster, räumte den Teller und das Brot weg und zog die Schuhe an um sich frohgemut auf den Weg zu machen.
    „In anderthalb Stunden bin ich zurück“, sagte Giovanni als er hinaus ging in die Nacht.

4. Die Festnacht des Zentauren


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