Jahrbuch 2007

Antaiji


Sören (Antaiji, 27, Muskelmann)


Ich lebe nun seit ca. 7 Wochen in Antaiji und wuerde meine Eindruecke und Erfahrungen jeden Tag anders beschreiben, jedoch ist es heute wohl an der Zeit, ein kleines Resume zu ziehen.
Die Moeglichkeit, einige Zeit in einem Zenkloster verbringen zu duerfen, hat mein Leben um eine Erfahrung bereichert, die ich auf keinen Fall missen moechte. Zwar ist das Leben hier nicht immer ganz so, wie man es sich als europaeischer Zenlaie so vorstellt und darueber hinaus zaehlen Erleuchtung und geistige Ruhe keineswegs zu den Dingen, die man hier einkaufen und in seinem Rucksack mit nach hause tragen kann; dafuer bietet einem das Leben hier eine unvorstellbar grosse Bandbreite an Moeglichkeiten, ueber sich selbst und das Leben im Allgemeinen einiges zu lernen. Dabei kommt es jedoch immer darauf an, was jeder Einzelne daraus macht ("You create Antaiji") und ich glaube, man kann eine Menge daraus machen! Ich habe an diesem Ort ziemlich eindrucksvoll erfahren, dass die Probleme und Schwierigkeiten, mit denen man hier ab und an konfrontiert wird, keineswegs auf die Gemeinschaft oder den Ort Antaiji zurueckzufuehren sind, sondern viel haeufiger mit der eigenen Person zu tun haben. Darueber hinaus wird man an einem Ort wie diesem beinahe taeglich mit der Tatsache konfrontiert, dass alles staendig im Wandel ist. Dieser Prozess trifft sowohl auf die umliegende Natur als auch auf die Gemeinschaft zu und man kann staendig beobachten, wie neue Menschen bzw. Pflanzen kommen und gehen. Manchmal ist man sehr traurig, wenn einen die Paprika oder ein liebgewonnener Freund hier verlaessen; doch warum traurig sein, wenn die Karotten und ein Haufen neuer netter Leute schon vor der Tuer stehen? Alles was man braucht, ist ein wenig Vertrauen in den Lauf der Dinge und die Faehigkeit bzw. den festen Willen, die Dinge "loszulassen" und so zu akzeptieren, wie sie sind.
Zudem wird man sowohl durch den speziellen Lebenswandel als auch durch die Gemeinschaft staendig mit Pflichten und Aufgaben konfrontiert, die man eigentlich gar nicht ausfuehren moechte bzw. sich gar nicht zutraut. Dabei habe ich gelernt, dass es oftmals gerade diese "unangenehmen" Aufgaben sind, bei denen man am meisten lernt und hinterher sehr dankbar ist. Im uebrigen ist es ein sehr schoenes Gefuehl, dankbar zu sein und so habe ich auch in Sachen Dankbarkei an einem Ort wie Antaiji, an dem nicht alles selbstverstaendlich, immer vorraetig und sofort konsumierbereit ist, sehr viel lernen koennen.
Daher moechte ich mich abschliessend an dieser Stelle ganz herzlich bei Docho San und seiner Familie dafuer bedanken, dass es noch Orte wie diesen auf der Welt gibt. Vielen herzlichen Dank fuer die vielen Opfer (vor allem was das Familienleben angeht) und das Vertrauen in jeden Neuankoemmling.
DOMO ARIGATO GOZAIMAS !


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