Yearbook 2007

Antaiji


Daishin (Mecklenburg-Vorpommern, 40, Koch)


Yearbook 2007

Was soll ich schreiben? Zuerst dachte ich: habe im Moment wichtigeres zu tun als etwas für das Yearbook zu schreiben.
Dann, OK, ich schreibe was ich gerade mache, wie meine fahrt mit dem Motorrad durch Japan nachdem ich das Antaiji verließ und ein wenig über Spiritualität.
Aber dann; was hat das alles mit dem Yearbook zu tun und letzten Endes, was hat das mit mir zu tun? Irgendetwas zu machen, nur um es hinter mich zu bringen?!
Meine Zeit im Antaiji war sehr intensiv. Ich denke oft an Antaiji, in vielen Situationen in meinem jetzigen Alltag greife ich aus meinem Erfahrungsschatz zurück, allein deswegen
Ist es mir jetzt wichtig ein paar Zeilen für das Yearbook zu schreiben.
Als ich 2005 zum Antaiji aufbrach, war ich entschlossen dort Erleuchtung zu finden und meine Ruhe zu haben. Dass sich dort mein persönlicher Wahnsinn in Extrem-Form zeigte, war mir vorher unklar (zum Glück).
Die Kälte, das lange Sitzen, die immer gleichen Gesichter, der gleiche Ablauf, keine grossen Abwechslungen und ab Frühling viel Arbeit, mit ruhe war nichts, dafür die tägliche konfrontation mit dem eigenem Wahn.
Ich musste irgendwann im ersten Winter die Entscheidung treffen, dass ich den Ort Antaiji, den ich mir zuvor vorstellte nicht vorfinde und das und das ich hier nicht separat von den anderen für mich irgendetwas leben konnte. Das hieß dann für mich, zeige Dich wie du bist und nicht wie du dich gerne zeigen würdest, sehe den menschen vor dir wie er ist und nicht und nicht wie du ihn dir vorstellst, lebe mit der Kälte und den Schmerzen und wehre dich nicht dagegen. So im Nachhinein denke ich, dass ich trotz dieser Entscheidung im Winter mich allem zu öffnen, doch eher auf meine Art Samurai-Zen praktiziert habe, einfach deswegen, da ich viele Gefühle unterdrückt bzw. nicht zugelassen habe und mich so in meiner Spiritualität selbst behindert habe. Antaiji ist ein Ort, der so ist wie er ist, die Menschen die dort für eine Zeitlang leben, können das spüren und merken, dass es eigentlich keinen Grund gibt, sich zu verstellen oder sich gegen den jeweiligen Moment zu verschließen.
Durch meine Entscheidung Mönch von Docho und Antaiji zu werden, habe ich mich bewusst dafür entschieden, mich durch Kontakt und Verbindung zu Doch und dem Kloster an diese Authentizität zu erinnern, um hier
In meinem jetzigem Alltag einen weiteren Anker zu haben. Mein derzeitiges Leben in Deutschland ähnelt das eines "Managers". Meine Freundin und ich sind dabei einen Gasthof zu eröffnen. Dieses Haus wird auch ein Ort, an dem wir mit anderen Zen praktizieren. Dieser Ort liegt in einer Seenlandschaft, die mich an meine Naturerlebnisse im Antaiji erinnert. Wir beide müssen zusammen halten; täglich stehen "wichtige" Entscheidungen an, jeder Steit jede Ego-Handlung behindert uns, deswegen ist meine Antaiji Basis auch wertvoll, insofern, das dass Projekt auf der Grundlage einer Gemeinschaft basiert. Der Name unseres Gasthofes ist Tenzo, Tenzo ist der Koch im Kloster. Grob beschrieben bereitet der Tenzo mit ganzem Herzen Essen zu. Dogens erste Begegnung mit den Tenzos in China öffneten ihm die Augen, da diese Mönche (die Tenzos) ihm, dass der jetzige Moment, wenn man ihn ganz wahrnehmen und leben kann, die komplette Buddha-Weg beinhaltet. Ich wünsche dem Antaiji eine gute Winter-Praxis, Daishin.

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