Jahrbuch 2007

Antaiji


Katarina (Mecklenburg-Vorpommern, 49, Koch)


aus meinem Tagebuch:
27. April
bin wieder im Antaiji, einem der schönsten Orte, die ich kenne, ein Ort zum üben-und ich bin dankbar, dass es ihn gibt und es Menschen gibt, die ihn erhalten durh ihr hiersein.
diesmal bin ich alleine gekommen, den Berg raufgelaufen, schwitzend und keuchend, mit etlichen Pausen. Je höher ich kam, desto anstrengender wurde es. Und umsomehr erinnerungen stiegen auf an die Zeit im letzten Jahr. Alles war mir noch sehr vertraut, auch als ich oben ankam, das letzte Stück über die Treppenstufen.... Seishin war in der Küche und hat mich herzlich aufgenommen...
28. April wir sammelten Steine aus den Reisfeldern und dem Acker und dabei wurde mir richtig warm. Heute früh beim Zazen in der Hondo war es arschkalt, zum 1. mal benutzte ich eine Decke beim Zazen. Gleichzeitig nahm ich mir fest vor, ein bisschen unabhängiger zu werden von allen möglichen Bedingungen, bequemlich-und annehmlichkeiten. Das fällt mir nicht gerade so leicht, was Kälte, Nässe, Müdigkeit, körperliche Arbeit, geschweige denn geistige Arbeit angeht.... Die leute hier helfen mir dabei, d.h. wir helfen uns gegenseitig. In der Gemeinschaft ist es leichter, weil wir unsere Anstrengung zusammenwerfen-und doch jeder auf seinen Füssen steht.
29.4....heute wurde hart gearbeitet, auf dem Feld ein neues Beet anlegen,wo steinharter Boden war. Da meldete sich mein Rücken, aber das soll er ruhig. Er und der Rest meines Körpers sollen sich an das Leben hier gewöhnen... Die kalten Füsse abends stecke ich in ein Vliess-jacket aus den Beständen, irgendwann werden sie warm. Tagsüber wärmte uns die Sonne, die bis ins innerste Mark dringt und entspannt... Sakura-bäume blühen noch vereinzelt in den Wäldern ringsherum, das Gras ist noch ganz kurz.
Docho sagt öfters etwas, erinnert uns an unsere Unachtsamkeiten und-ob ich es will oder nicht - setze ich mich im Stillen mit ihm auseinander-dualistisch leider, doch es muss wohl so sein. So beschäftigen mich viele Sachen - dazwischen übe ich beim tun ganz zu tun. Warum setze ich mir immer wieder selbst jemanden in den nacken?? Sei ner gut (sagt man in oberfranken).
Bin heute nachmittag auf dem Gelände rumgelaufen, es gibt so viele schöne Ecken... Die menschen hier sind alle sehr freundlich und offen... Die Jungs - ihre Namen kann ich mir noch nicht merken - sind laut, schnell, flexibel, rauchen viel und machen scheinbar alles, ohne viel nachzudenken...
30.4. Teisho - Dogen Zenji about Okesa(monks robe): to transmit the Okesa is to transmit the Dharma. If the robe is not transmitted, the Dharma is not transmitted. Mixing milk with water is dilution. But mixing with water doesn't change the basic substance. It is better to take diluted milk than to mix with other substances as oil or wine. Half an hour pure Zazen is better than any mixed practice f.i. with other methods or practices.
2. Mai 2. Sesshintag... es läuft, es stockt, es stolpert, es wünscht, es dämmert, es träumt, es denkt, es zweifelt, es giert, es weiss, es weiss nicht, es stürmt, es wütet, es ruht, es klopft, es ist es ist es ist.. doch trotz oder mit all diesem bin ich froh hier zu üben mit all den anderen für mich ziemlich fremden Menschen. Viele Filme laufen ab aus unterschiedlichen Zeiten, ich lasse es und wehre mich nicht dagegen. Es gibt eben noch viel Stoff, der gespielt sein will.
... Die Arbeitszeit wird manchmal verlängert, da es unendlich viel Arbeit gibt. Die Reisfelder müssen zum Pflanzen vorbereitet werden! Und da einige nach dem Sesshin gegangen sind müssen wir verbliebenen es schaffen....
Hier breche ich ab, mein Antaiji-tagebuch geht noch weiter und beim Lesen bin ich wieder dort...
Danke für die Zeit mit Euch gassho katarina


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