Über die Geisteshaltung beim Zazen
Zazen zu üben bedeutet, wie ein Tiger durch die Berge zu streifen. Zazen ist der Drache, der zurück ins Wasser taucht. Während Zazen musst du von einem klaren und frischen Geist erfüllt sein.
Du musst dich hineinwerfen in Zazen, dein Geist brennend vom Feuer des Gedankens: "Wenn ich nicht in diesem Leben die Befreiung finde, wann dann!?"
Wenn auf diese Weise dein Körper und Geist in Zazen aufgehen, wirst du keine Minute, ja nicht einmal eine Sekunde deines Lebens verschwenden.
Das Wichtigste ist, dich von nichts verrückt machen zu lassen: Suche nicht nach Satori, versuche auch nicht die Illusion loszuwerden. Selbst wenn die 84 tausend Gedanken und Gefühle ihr Spiel mit dir treiben, lass sie einfach vorüberziehen, so als sei es nur eine Reflektion in einem Spiegel - ohne daran zu hängen, ohne davor wegzulaufen.
Du musst dir im Klaren darüber sein, dass das Zazen, das du im Augenblick übst, eins mit dem Zazen aller Buddhas ist. Nicht ein Haar passt zwischen dein Zazen und das Zazen aller Buddhas, da ist nicht der geringste Raum für ein "besser" oder "schlechter".
Zazen bedeutet, mit sich selbst ganz allein im Universum zu sein. Es bedeutet, diesem Selbst ganz auf den Grund zu gehen, mit ihm vertraut zu werden. Nicht weil es dir irgendetwas bringt. Auch nicht um spirituelle Erfahrungen zu machen, oder in der Hoffnung auf eine gute Wiedergeburt. Wenn du Zazen übst, musst du aufhören, auch nur auf ein einziges Ding zu hoffen.
Nachdenken hat mit Zazen nichts zu tun. Zazen ist keine Theorie. Es bedeutet körperliche Praxis: Die Praxis, durch die du selbst dich selbst zu dir selbst machst. Du tust es mit dem Körper. Wenn du es tust, bist du Buddha. Wer auch immer sitzt: Es ist Zazen. Wer auch immer sitzt: Es ist ein Buddha.
Zazen bedeutet den Buddhaweg zu erfühlen. Erfühlen bedeutet, in der richtigen Haltung in Zazen zu sitzen: Im vollen Lotus oder im halben Lotus, mit einer Haltung, die dir nicht die geringste Blöße gibt.
Deine Praxis selbst ist Satori. Deine Form selbst ist dein Geist. Deine Einstellung selbst ist der Weg.
Wenn du in die falsche Richtung feuerst, wirst du am Ziel vorbeischießen, soviel du auch feuerst. Ein Zazen, dem die richtige Richtung fehlt, hat mit dem Buddhaweg nichts zu tun, selbst wenn du es für Jahrzehnte übst.
Zazen bedeutet Klarheit und Nüchternheit. Wir dürfen uns mit Zazen nichts vormachen.
Dein Zazen muss Würde besitzen. Dein Zazen muss so stark wie ein Elefant sein.
Wir üben Zazen nicht, um die anderen zu beeindrucken. Zazen bist du selbst, der du dich selbst zu dir selbst machst. Du selbst und nur du selbst. Du selbst, wenn du ganz eins mit dir selbst bist.
Wenn du Zazen übst, gibt es dich selbst nicht außerhalb von Zazen. Deine Form verschwindet, und was da ist, ist nur Zazen. Nur Zazen, das bedeutet nur Buddha.
Du bist wie der Mond, der sich auf dem Wasser spiegelt: Ständig in Veränderung, ständig in Bewegung. Wenn du nicht aufpasst, verlierst du dich selbst aus den Augen.
In Zazen wirst du dir selbst vollkommen durchsichtig. Du erkennst dich selbst als eingebunden ins Universum. So siehst du das ganze Universum mit einem Blick.
Wenn du wirklich eins bist mit dir selbst, dann füllst du das ganze Universum. Deshalb findest du an jedem Ort deinen Weg, und wenn du eine Sache tust, triffst du damit alles.
Wenn dein Leben wirklich DEIN Leben ist, dann erscheint dein wahres Selbst ganz, an jedem Ort, zu jeder Zeit. Was auch immer du tust, es wird den gegenwärtigen Augenblick ausfüllen.
Die eine Praxis des Zen füllt alles aus. Sie bedeutet eins zu sein. Du manifestierst den Weg mit jedem Schritt, den du tust, und mit jedem Finger, den du rührst - indem du dich ganz hineinwirfst in alles was du tust, zu jeder Zeit, an jedem Ort.
Wenn dein Glas voll mit Wasser ist, wird es überfließen wenn noch etwas dazu gegossen wird. Leere erstmal dein Glas! Das bedeutet eine Haltung, in der du die eigenen Ansichten und Meinungen loslässt und erstmal die Worte eines wahren Lehrers hörst und akzeptierst.