Antaiji

Kloster des Friedens

Kleines Handbuch für die Praxis


„He, wo glotzt du hin? Siehst du nicht, dass es um dich geht?“

Hier findest du einen allgemein gefassten Überblick über die wesentlichsten Punkte der Praxis von Antaiji. Wenn du dich genauer informieren willst, kannst du im „Antaii-Wiki“ nachlesen.



Gemeinschaftliche Praxis

Das Leben in Antaiji gründet sich auf gemeinschaftliche Praxis, wobei es für den Einzelnen unmöglich ist, seinem eigenen Fahrplan zu folgen. Es wird von dir erwartet, dass du mit allen anderen zusammenarbeitest und gemeinschaftliche Aufgaben zu bestimmten Zeiten durchführst. Bitte lies diese Broschüre, beobachte und folge dem, was andere Leute tun, und wenn du zusätzliche Fragen hast, stelle sie jemandem zu gegebener Zeit.



Sei achtsam. Lass kein Licht unnötig brennen, schließe Türen und Fenster und vermeide unnötigen Lärm oder Aufregungen oder zeitraubende Diskussionen und unnötige Gespräche.



Kommunikation

Kommunikation ist ein zentraler Bestandteil gemeinschaftlicher Praxis, und nicht nur über das, was gesagt wird. Mach dich vertraut mit dem Tagesplan, sei aufmerksam für das, was auch immer passiert, und was getan werden muss, und – insbesondere, wenn du nicht Japanisch sprichst – streng dich an, dich einzufügen und beizutragen. Als ein Neuankömmling nutze die Gelegenheit, den Anfängergeist zu übernehmen und alles, was möglich ist, zu lernen, die buddhistischen Sutren und japanischen Ausdrücke eingeschlossen, die in Antaiji täglich benutzt werden und in diese Broschüre erwähnt sind.



„Lerne, den Schritt zurückzugehen, der das Licht dreht, so dass es nach innen scheint.“




Zazen und Verhaltensregeln in der Hondo

Um 3.45 rennt der „Jikido“ die Gänge entlang mit der Weckglocke. Sei um 3.53 bereit, in die Hondo (Antaiji’s „Zazenhalle“) einzutreten. Trage bequeme Kleidung, aber keine Socken und Mütze. Wenn du frierst, bring ein Handtuch oder eine Decke, um deine Füße zu bedecken.



Beim Betreten der Hondo, vor, während und nach Zazen sind bestimmte Prozeduren zu befolgen, die Dir ausführlich erklärt und gezeigt werden. Folge diesen Unterweisungen aufmerksam und bemühe dich, sie in die Praxis umzusetzen.



Wenn du noch nie Zazen praktiziert hast, wird man dir die Haltung erklären.



Kinhin, das die Sitzmeditation nach einer Stunde unterbricht, ist Teil der Zazen-Praxis, keine Pause. Wenn es unbedingt nötig sein sollte, die Toilette zu benutzen, geh jetzt. Aber nach Möglichkeit solltest du bei Kinhin in der Hondo bleiben.



Nach dem Morgen-Zazen wird das „Takkesage“ gesungen, das „Kesa-Sutra“. Mach dich mit diesem kurzen Text vertraut, schreib ihn dir womöglich auf. Er auch im Sutra-Buch:



"DAI SAI GE DAP-PUKU / MU SO FUKU DEN E / HI BU NYO RAI KYO / KO DO SHO SHU JO"




Dem Morgen-Zazen folgt ein formelles Mahl in der Hiroma. Geh geradewegs von der Hondo in die Hiroma, gehe nicht zuerst auf die Toilette oder in dein Zimmer! Dem Abend-Zazen folgt freie Zeit, aber nach 21 Uhr halte bitte Ruhe.



Wenn du Fragen hast, kannst du sie dem Jikido oder dem Gäste-Verantwortlichen stellen.



Mahlzeiten

Die gemeinsamen Mahlzeiten sind ein zentraler Punkt unseres Lebens hier in Antaiji. Finden schweigend statt.



Frühstück und Abendessen werden in der Hiroma eingenommen, Lunch im äußeren Speisessaal. Üblicherweise essen wir bei formellen Mahlzeiten Oryoki, die in den Klöstern übliche Art formeller Mahlzeiten. Man wird dir auch hier die Prozeduren genau erklären.



Bei formellen Mahlzeiten rezitieren wir das „Gyohatsunenju“, das Mahlzeitensutra (mache dich auch mit diesem Text vertraut, es steht im Sutra-Buch der Soto-Shu), bei informellen Mahlzeiten ein kürzeres Sutra:



"NYAKU ON JIKI JI / TO GAN SHU JO / ZEN ETSU I JIKI / HO KI JU MAN"(am Anfang)

"BON JIKI I KOTSU / TO GAN SHU JO / TOKU GYO JU YO / JO JU SHU RIKI"(am Ende)








Essen in der Oryoki-Tradition erscheint am Anfang schwierig. Man wird es dir erklären, aber das Beste ist, wenn du die Leute um dich herum beobachtest und ihnen folgst. Schalen und Tuchset können wir dir hier zur Verfügung stellen. Sei auch hier aufmerksam und lass die anderen nicht warten.



Das Essen in Antaiji kommt zum größten Teil von den eigenen Feldern und ist meist vegetarisch, aber nicht immer. Die zentralen Bestandteile sind Reis und Suppe, begleitet von verschiedenen Beilagen.











Alles, was sich in deinen Tellern und Schalen befindet, muss gegessen werden, auch die nicht-vegetarischen Bestandteile. Es ist nicht möglich, hier bestimmten Diäten zu folgen.



Im Anschluss an das Essen werden die Teller gewaschen.



Soji (Saubermachen)

Soji folgt (außer bei Sesshins) unmittelbar auf das Frühstück. Geh nicht zuerst in dein Zimmer, sondern fang gleich an. Der Verantwortliche wird dir erklären, was zu tun ist. Folge den Anweisungen still und schnell, und sei aufmerksam, was getan werden muss. Gewöhnlich ist nach dem Soji noch etwas Zeit für Toilette und Zähneputzen, bevor das Samu beginnt.



Samu

Die Praxis von Antaiji wäre ohne Samu nicht möglich. Samu ist aber nicht nur ein Mittel zum Zweck, sondern eine Praxis an sich, und sollte mit ganzem Herzen getan werden. Es beinhaltet Feldarbeit, Schlagen von Feuerholz, die Instandhaltung der Gebäude, Sauberkeit, die Wartung der Maschinen usw. Der Arbeitsplan hängt ab von der Jahreszeit und dem Wetter.



Normalerweise wird das Samu bereits am Vorabend während des Tea-Meetings organisiert, und am Morgen während eines kurzen Treffens unmittelbar vor Arbeitsbeginn nochmals kurz besprochen. Zu diesem Meeting komm bitte schon in Arbeitskleidung, so dass du unmittelbar anfangen kannst.



Das Mittagessen wird in Arbeitskleidung im äußeren Speisesaal eingenommen. Grüsse bei der Rückkehr immer den Tenzo mit „otsukare-sama desu“ (ich achte deine Arbeit/ Müdigkeit) oder „Tadaima“ (ich bin zuhause), und dann räum deine Gummistiefel ordentlich weg.

Tea Meeting

Jeden Abend folgt auf das Abendessen unmittelbar das Tea-Meeting. Dies ist die Gelegenheit, auf den Tag zurückzublicken und den folgenden Tag zu organisieren. Diese Meetings folgen einem bestimmten formellen Rahmen und werden in der Hiroma abgehalten. Man wird es dir erklären. Außer an Hossans folgt unmittelbar auf das Meeting das Abend-Zazen.



Bad und Toilette

Dusche und Bad sind gewöhnlich am Nachmittag möglich, nachdem das Badezimmer vorbereitet und das Wasser heiss ist. Der Tenzo kündet das Bad („O-furo“) an mit „o-furo dozo“ (das Bad ist bereit). Man wird dir auch hier genau erklären, welche Prozeduren einzuhalten sind. Bevor du eintrittst, prüfe bitte immer das Holzschild am Eingang, ob das Bad nicht im Augenblick vom anderen Geschlecht benutzt wird (wenn die Schrift nach außen zeigt, sind gerade Frauen darin!).

Vor und nach der Benutzung von Bad oder Dusche mach einen Sampai vor dem Altar auf dem Regal.

Wenn du eintrittst, grüße Anwesende mit „shitsurai shimasu“ (entschuldige, bitte erlaube mir, einzutreten), die Antwort ist „osaki desu“ (entschuldige, dass ich schon hier bin). Wenn du hinausgehst, sage „shitsurai shimashita“ (entschuldige, dass ich hinausgehe), die Antwort ist „otsukare-sama deshita“ (ruh dich gut aus).

Wasche dich gründlich, bevor du in die Wanne steigst! Lass andere nicht warten, indem du zu lange darin bleibst, und lass die Wanne zugedeckt, um unnötigen Wärmeverlust zu vermeiden. Verschwende nicht unnötig heißes Wasser durch Dauerduschen.



Die Toiletten werden von beiden Geschlechtern benutzt. Vor und nach dem Benutzen mach Gassho vor dem Altar am Eingang der Toilette.

Hier befinden sich zwei Handtuchstangen, die obere für private Handtücher und die untere für gemeinschaftlich genutzte. Aber lass deine Handtücher nicht den ganzen Tag dort hängen, sondern räume sie zurück in dein Zimmer. Wenn du dich wäschst, rasierst oder dir die Zähne putzt, spüle hinterher das Waschbecken aus. Lass nicht Haare, Seife oder Zahnpastareste darin!

Sesshins

Sesshins finden in Antaiji einmal jeden Zyklus statt (Eintagessesshins) vom ersten bis fünften jeden Monats. Während der Sesshins findet kein Samu statt, und abgesehen vom absolut Notwendigen herrscht Stillschweigen. Sieh ab von der Benutzung von Telefon, Handy oder Computer, bleib konzentriert.

Wäsche

Im Umkleideraum des Badezimmers befinden sich zwei Waschmaschinen und Waschpulver. Lass dir erklären, wie sie funktionieren. Nach dem Waschen kannst du die Wäsche im dafür vorgesehen Trockenraum aufhängen. Auch ein Bügeleisen steht zur Verfügung.



Bibliothek, Fotokopierer, Telefon

Antaiji hat eine Bibliothek mit Büchern in Japanisch und anderen Sprachen, dort befindet sich auch der Fotokopierer zur eingeschränkten Nutzung. Bevor du Bücher leihst oder den Kopierer benutzt, erkundige dich bei den Verantwortlichen über die einzuhaltenden Prozeduren. Bevor du das Telefon benutzt, erkundige dich über die Art, es zu benutzen, und die Kosten.

Internet

Der Internetanschluss von Antaiji steht den Gästen zur Verfügung, aber bitte denke daran, weshalb du hierher kommst! Der Computer sollte nicht dein wichtigstes Utensil im Kloster sein! Bitte gib ein Fuse für die Nutzung des Internets.



Verantwortung

Als Neuankömmling in Antaiji kannst du nicht verantwortlich sein für alles, was hier geschieht. Von Anfang an ist es nur deine Verantwortung, aufmerksam zu sein für alles, was du wissen solltest. Oder willst du herkommen, um nach einer Woche oder mehreren Monaten zu sagen: „Ich wusste es nicht, weil es mir niemand gesagt hatte“?



Genauso wie die Erfahrung, die du in Antaiji finden wirst, nichts anderes ist als dein Leben und daher deine Verantwortung, genauso sind deine mentale und physische Gesundheit nur deine eigene Angelegenheit. Obwohl man von dir erwartet, an allen Aktivitäten teilzunehmen und harmonisch mit den anderen Praktizierenden in Antaiji zusammenzuleben, wird es niemanden geben, der dich vorwärts schiebt oder zurückzieht. Du wirst bei deiner Praxis weitgehend auf dich selbst angewiesen sein. Versichere dich, dass du dir im Klaren bist darüber, warum du hierhergekommen bist und dass es immer irgendetwas aufzugeben gibt und nichts mitzunehmen.



„Himmel und Erde geben sich selbst. Luft, Wasser, Pflanzen, Tiere und Menschen geben sich selbst. In diesem Geben des einen an jeden anderen leben wir.“

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