Antaiji

Kloster des Friedens

JUUNDÔSHIKI
Regeln für die Halle der verschlungenen Wolken


1) Wer zum Geist des Weges erwacht ist und sich nicht um Namen und Rang schert, soll eintreten! Wem es nicht um diese eine Sache geht, soll draußen bleiben. Wenn sich einer in die Halle verirrt, der nicht hier hergehört, dann muss er nach gründlichem Überlegen der Halle verwiesen werden.
Seid euch im Klaren darüber, dass Rang und Namen keine Rolle mehr spielen dürfen, wenn einer auch nur ein Bruchstück vom Geist des Weges erkannt hat. Doch in Tausend Welten gibt es kaum einen, der es wirklich hat. In unserem Land ist dies das erste Beispiel einer Gemeinschaft des Weges. Lasst sie uns für die Nachwelt behüten.

2) Die Gemeinschaft in der Halle soll sich vertragen wie Milch und Wasser. Unterstüzt euch gegenseitig bei dem Bemühen, den Weg zu gehen. Heute seid ihr Ältere und Jüngere auf dem Weg, spätere Generationen werden nur Buddhas und Patriarchen sehen. Jeder einzelne von euch muss die eine Sache finden, die schwer zu finden ist. Übt die eine Sache, die schwer zu üben ist. Mit Körper und Geist üben Buddhas und Patriarchen diese eine Sache, ohne sie nur einen Augenblick zu vergessen. Auch ihr werdet ohne Fehl in den Reigen von Buddhas und Patriarchen aufgenommen werden.
Ihr habt Haus und Heimat verlassen. Nur Wolken und Wasser tragen euch. Mehr noch als Vater und Mutter solltet ihr der Gemeinschaft dafür danken, dass sie nicht nur euren Leib versorgt, sondern euch den Weg weist. Vater und Mutter haben euch dieses Leben geschenkt. Die Gemeinschaft schenkt euch das ewige Leben für den Weg.

3) Ihr solltet nicht gerne in die Stadt ausgehen. Nur in dringenden Fällen ist es erlaubt, das Kloster einmal im Monat zu verlassen. In alten Zeiten lebten die Mönche in den Bergen und praktizierten tief im Wald. Sie verkehrten nicht mit den Leuten, von allen Geschäfte ließen sie los. Sie stellten ihr Licht unter den Scheffel, niemand konnte ihre Spuren sehen. Von ihrem Beispiel sollten wir heute lernen.
Jetzt ist der Zeitpunkt, um das Feuer auf dem Haupt zu löschen. Weh dem, der die Zeit mit weltlichen Geschäften vergeudet, weh dem! Nichts bleibt, wie es war. Das Leben ist wie ein Tautropfen am Grashalm. Wisst ihr, wann er fällt? Mein Beileid gilt jedem, der seine Gelegenheit verpasst.

4) In dieser Halle solltet ihr nicht lesen, nicht einmal Bücher über Zen. Die Halle ist für die Übung des Weges da. Wer die alten Schriften studieren will, um damit auf sich selbst zu reflektieren, sollte das draußen an einem hellen Fenster tun. Verschwendet keine Zeit, gebt alles an die Übung.

5) Wer tagsüber oder am Abend das Kloster verlassen will, muss das dem Leiter der Halle melden. Sucht nicht nach dem Vergnügen. Ein Verstoß gegen die Regeln der Gemeinschaft könnte das Ende eures Lebens sein. Was ist schlimmer als das Elend dessen, der sein Leben bei der Suche nach Vergnügen verliert?

6) Stört euch nicht an den Fehlern der anderen. Weist andere nicht mit einem hasserfüllten Geist zurecht. Erinnert euch an die alte Weisheit: "Blick weder auf die Fehler der anderen, noch auf das Gute bei dir. Es ist natürlich, deine Vorgesetzten zu respektieren, und mit Güte nach denen zu sehen, die unter dir stehen". Ihr solltet die Fehler der anderen aber auch nicht nachmachen, sondern versuchen, die eigenen Tugenden zu vermehren. Der Buddha hat die Fehler anderer korrigiert, aber er war nicht wütend dabei.

7) Gleich ob es sich um große oder kleine Angelegenheiten handelt, ihr solltet euch stets mit dem Leiter der Halle absprechen. Wer den Hallenleiter über seine Handlungen nicht im Voraus informiert, wird der Halle verwiesen. Wo kein Respekt zwischen Älteren und Jüngeren besteht, ist es nicht möglich, Wahres von Falschem zu unterscheiden.

8) Redet nicht mit erhobener Stimme in der Halle oder in der Nähe davon. Ihr sollt auch nicht die Köpfe zusammenstecken, um euch Gerüchte zuzuflüstern. Der Leiter der Halle muss das unterbinden.

9) Lauft nicht in der Halle herum.

10) Bringt keine Rosenkränze in die Halle. Geht nicht mit hängenden Armen ein oder aus.

11) Rezitiert keine Sutren in der Halle, es sei denn, ihr seid von der Gemeinde darum gebeten worden.

12) In der Halle solltet ihr euch nicht schneuzen oder spucken. Schämt euch, wenn ihr noch nicht verstanden habt, wie man sich auf dem Weg benimmt. Die Zeit vergeht wie im Flug. Passt auf, dass ihr das Leben nicht verliert, bevor ihr diesen Weg beschritten habt. Vergesst nicht den Fisch, dem das Wasser in seiner Pfütze ausgeht!

13) Tragt kein feines Gewebe in der Halle. Euer Gewand sollte einfach wie Papier sein. Seit alters her gehört sich das so für Wegsuchende.

14) Betrunkene dürfen die Halle nicht betreten. Wenn es trotzdem geschieht, muss der Betreffende Niederwerfungen ausführen und Reue üben. Kein Alkohol darf in die Halle gebracht werden. Kommt nicht mit rotem Gesicht und stinkendem Atem zurück!

15) Wenn sich zwei streiten, müssen sie beide die Halle verlassen. Sie verschwenden nicht nur ihre Zeit, sie behindern auch die Übung der anderen auf dem Weg. Wer einem Streit zusieht ohne einzugreifen, macht sich mitschuldig.

16) Jeder, der die Regeln der Halle nicht respektiert, muss auf gleiche Weise zurechtgewiesen werden. Es ist falsch, beim Tadeln Unterschiede zu machen.

17) Bringt keine Gäste in die Halle, denn das stört die Gemeinschaft. Auch draußen dürft ihr euch nicht laut mit Besuchern unterhalten. Gebt nicht mit eurer Übung an, um Spenden von Laien zu bekommen. Habt ihr vergessen, wie lang der Weg vor euch ist? Nur Besucher, die ihren unbedingten Respekt vor der Gesellschaft in der Halle ausdrücken wollen, dürfen eingelassen werden. In diesem Fall muss der Leiter der Halle seine Erlaubnis geben.

18) Haltet euch an die Zeiten für Zazen. Sowohl am Morgen als auch am Abend dürft ihr mit der Übung nicht nachlassen.

19) Wer beim Essen Schalen oder Löffel fallenläßt, muss ein Bußgeld entrichten. Dies wird von der Gemeinschaft festgelegt und für Lampenöl verwendet.

20) Haltet die Gebote der Buddhas und Patriarchen unbedingt. Ihr müsst die Regeln in eurem Geist verinnerlichen, bis sie teil eures Knochenmarks werden.

21) Euer Ziel muss es sein, die Befreiung in diesem Leben zu finden. Überlasst euch ganz der Übung des Weges.

Die hier aufgezählten Punkte sind der Körper und Geist alter Buddhas. Respektiere sie, halte dich an sie!

Dies wurde am 25. Tag des vierten Monats im Jahr 1239 niedergeschrieben. Bestimmt für die Gemeinschaft des Kannondôri Kôshôgokokuji, von ihrem Gründer, dem Mönch Dôgen.


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