Antaiji

Kloster des Friedens

Die Nacht in der transgalaktischen Eisenbahn
2. In der Druckerei


    Als Giovanni durch das Schultor ging, stand Campanella von sieben oder acht seiner Klassenkameraden umringt unter dem Kirschbaum. Es ging wohl um die Ernte der Schlangenkürbisse, die bei dem Fest der Milchstraße heute Nacht als grüne Lampions in den Fluss gesetzt werden sollten. Giovanni winkte bloß mit dem Arm und verließ den Schulhof.
    Vor den Häusern der Stadt hingen Bälle aus Eibenblättern und Zypressenzweige wurden mit Lichtern geschmückt. Alles war auf die Feier des Milchstraßenfestes vorbereitet. Anstatt schnurstracks nach Hause zu gehen, bog Giovanni um drei Hausecken, bis er zu einer großen Druckerei kam. Er grüßte den Buchhalter in dem viel zu großen, weißen Hemd, der gleich beim Eingang saß, zog sich die Schuhe aus und trat durch eine Tür in das Innere der Druckerei. Trotz der noch frühen Stunde war drinnen bereits das elektrische Licht angeschaltet. Der Lärm von Rotationsmaschinen drang ihm in die Ohren. Zahlreiche Männer, die sich Tücher um den Kopf gewickelt hatten oder Schirme vor der Stirn trugen, waren an der Arbeit, lesend oder zählend, als würden sie ein Lied summen.
    Giovanni grüsste den Mann, der am dritten Tisch von der Tür aus saß. Nachdem der Mann eine Weile in seinem Regal herum gestöbert hatte, gab er ihm einen Zettel.
    „Kannst Du das heute für mich heraussuchen?“
    Giovanni holte unter dem Tisch einen leeren, flachen Kasten hervor, mit dem er sich an den Rand einer mit vielen Glühbirnen versehenen Trennwand am anderen Ende des Raumes setzte. Dort suchte er mit einer Pinzette die Druckbuchstaben, die fast so klein wie Hirsekörner waren, einen nach dem anderen.
    „Moin Lupenwicht!“, grüsste ihn ein Mann mit einem blauen Latz vor der Brust, als er hinter Giovanni vorbeiging. Vier oder fünf Männer um ihn herum reagierten mit einem kalten, lautlosen Lachen, ohne sich auch nur Umzudrehen. Immer wieder rieb sich Giovanni die Augen, während er damit fortfuhr, nach den Druckbuchstaben zu suchen.
    Kurz nach dem die Uhr sechs geschlagen hatte, verglich Giovanni die Lettern, die er in dem flachen Kasten gesammelt hatte, noch einmal mit dem Zettel in seiner Hand, und brachte sie dann dem Mann an seinem Tisch, der sie mit einem leichten Nicken schweigend entgegen nahm.
    Giovanni verbeugte sich und trat hinaus durch die Tür. Als ihm der Buchhalter in seinem weißen Hemd ebenfalls schweigend eine Silbermünze über den Tisch reichte, hellte sich Giovannis Gesicht ein wenig auf. Er verbeugte sich flott, holte seinen Ranzen unter dem Tisch hervor und sprang hinaus auf die Straße. Fröhlich vor sich hin pfeifend ging er zum Bäcker, wo er einen Laib Brot und eine Tüte Würfelzucker kaufte, bevor er schnurstracks nach Hause zu laufen begann.

3. Zuhause


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