Gedanken im Herbst 2014
Muho
Der Herbst hat uns auch dieses Jahr mit seiner bunten Blaetterpracht und einer reichen Reisernte beschenkt. Nun warten nur noch der Daikon, die Karrotten und Schwarzwurzeln und der China-Kohl in den Feldern darauf, geerntet und eingelagert zu werden, bis der Schnee faellt der uns jedes Jahr bis zum Ende des Maerz von der Aussenwelt abschneidet. Bis dahin sind auch noch einige Baeume zu faellen, Holz zu hacken und das Gebaeude muss durch Bambus-Vorrichtungen vor den Schneemassen geschuetzt werden.
Dieses Jahr jaehrt sich der Todestag von Sawaki Roshi zum 50. Mal (am 21. Dezember), und gleichzeitig war es auch der 17. fuer Uchiyama Roshi (am 18. Maerz) und der 13. meines Lehrers Miyaura Roshi (14. Februar). Wir gedachten den drei Meistern am 8. Oktober mit einer Zeremonie, zu der auch viele ehemalige Moenche und andere Gaeste aus ganz Japan und zum Teil sogar aus der Uebersee angereist kamen. Bilder von den Vorbereitungen, der Zeremonie selbst und dem Tag danach gibt es bei Youtube zu sehen:
Mehrere Male im vergangenen Jahr kam uns die Schauspielerin Sabine Timoteo aus der Schweiz besuchen, die in einem Dokumentarfilm ueber Antaiji auftritt. Hier ist sie (mit dem Filmemacher Werner Penzel) im Februar zu sehen:
Der fertig geschnittene Film sollte im naechsten Jahr auch in Deutschland in die Kinos kommen und zu einem spaeteren Zeitpunkt bei Arte zu sehen sein.
Fuer mich ist es inzwischen das 13. Jahr als Abt des Klosters. Die ersten drei Winter ueber war ausser mir jeweils nur ein weiterer Bewohner im Kloster, der dann meist auch schon im Fruehjahr wieder das Weite suchte. Erst im vierten Jahr begann die Anzahl der Klosterbewohner zu steigen, allerdings war es auch dann noch so, dass wenige laenger als einige Monate blieben. Jeden Fruehling musste das Kloster von neuem Lernen, wie man ein Reisfeld pflanzt, und wie sich das Gruen von Salat von gewoehnlichem Unkraut unterscheidet.
Wer unsere Homepage ueber die Jahre verfolgt hat, wird bemerkt haben, dass sich die Regeln fuer Neuankoemmlinge vor 2 Jahren geaendert haben. Davor konnte jeder oder jede zu jeder Zeit fuer jede beliebige Zeit nach Antaiji kommen. Jetzt suchen wir nach Leuten die drei Jahre bleiben wollen, auf Japanisch kommunizieren koennen und zwischen 18 und 40 Jahre alt sind.
Einige der Gruende werden auf der Seite ueber den Aufenthalt im Kloster erklaert. Es sollte klar sein das ein Kloster zum Ueberleben eine feste Mann- und Frauschaft braucht, die auch in der Lage zur Kommunikation ist. Das bedeutet nicht nur Kommunikation unter einnader, sondern auch das Beantworten von Telefonanrufen, Gespraeche mit Besuchern, Kommunikation beim Arzt-Besuch oder im Rathaus.
Zu meiner Ueberraschung hat die Anzahl der Klosterbewohner seit dem staendig zugenommen. Letzten Winter waren wir 8, aber noch nicht alle wussten, wie man im Schnee hier hoch kommt:
Diesen Winter werden wir 10 sein, davon 4 neue und 6, die sich bereits mit dem Schnee auskennen sollten. Ausser mir sind nur Tsukan aus den USA, Jisui aus Singapur (bis Februar) und Hozo aus Lettland aus dem Ausland, zum ersten Mal seit langem ist also wieder die Mehrheit der Bewohner Japaner.
Auch in der Zukunft werden wir natuerlich auch fuer Nicht-Japaner die Tueren offen halten, wir bitten jedoch um Verstaendnis dafuer, dass wir von den zukuenftigen Aspiranten erwarten, dass sie nicht nur etwas aus Antaiji mitnehmen wollen, sondern auch etwas an die Gemeinschaft geben koennen. Dazu braucht es ausser Kommunikationsfaehigkeit und guter koerperlicher wie geistiger Gesundheit auch den Willen, mindestens drei Jahre im Kloster zu bleiben, denn was man im ersten Jahr gelernt und im zweiten Jahr verdaut hat, kann man erst im dritten Jahr souveraen und zuverlaessig an die naechste Generation im Kloster weitergeben.
Wie unsere Gemeinschaft in zwei, drei jahren aussehen wird, kann heute noch niemand sagen. Wer sich dafuer interessiert, wird unseren zukuenftigen Werdegang aber anhand der Homepage verfolgen koennen, oder sich sogar - nach den eventuell notwendigen sprachlichen Vorbereitungen - aktiv mit Leib und Seele selbst beteiligen. Wir warten auf Dich!