Wie geht es Euch allen? Ich hoffe, Ihr hattet einen guten Start in das neue Jahr!
Wie jedes Jahr zu dieser Zeit ist Antaiji auch in diesem Jahr wieder ringsum von schneeweissen Bergen umgeben.
Die Antaiji-Mannschaft verliess das Kloster bereits am 16. Dezember des letzten Jahres, um Freunde und Verwandte zu besuchen oder auf Almosengang zu gehen. In Antaiji ist die Weihnachts- und Neujahrszeit traditionell auch die Zeit, in der jeder fuer seine persoenlichen Ausgaben Betteln geht.
Fuer eine knappe Woche blieben nur ich und meine Familie zurueck. Eigentlich sollte am 21. Dezember der letzte Schultag fuer Megumi und Hikaru sein, bevor sie in die Winterferien aufbrechen und dann fuer das dritte Trimester des Schuljahres, an eine andere Schule in Hamasaka zu wechseln. Doch da am 21. von den japanischen Meteorologen eine Strum- und Schneewarnung fuer unser Gebeit ausgegeben wurde, hatten die Kinder schon einen Tag frueher frei. Die Freude war gross! Waehrenddessen hatten Tomomi und ich alle Haende voll zu, da wir in aller Eile das letzte Gepaeck den Berg herunter nach Hamasaka bringen mussten, wo meine Frau mit den drei Kinder die Schneezeit, die erst Ende Maerz endet, verbringen wird. Am Jahresende fuhren wir alle gemeinsam nach Tokyo, wo ich in einem Yoga-studio eine Einfuehrung in Zazen gab:

http://maeyoga.com/archives/5077

Gestern traf ich mich mit dem Rest der Klostermannschaft wieder in Hamasaka, und mit dem Bus ging es erst einmal bis zur „Ike-ga-naru“-Haltestelle:

Von dort mit Schneeschuhen und viel Gepaeck (hauptsaechlich Mochi, jap. Reiskuchen) den Berg hinauf.

Nicht nur das Gepaeck war schwer, sondern auch der Schnee, der an den Schuhen haengen blieb, weshalb manche ihr Schuhwerk verloren und einsanken:

Das Gemuese in den inzwischen eingeschneiten Feldern ist gluecklicherweise laengst geerntet: Kuerbisse, Kartoffeln, Mohrrueben, Schwarzwurzeln, Daikonrettich und Chinakohl werden uns, in der Scheune oder in einer Erdhoehle sicher gelagert, bis zum Fruehjahr ernaehren. Kaki-Fruechte haengen zum Trocknen an den Suedfenstern des Gebaeudes. Und nach viel Arbeiten im Wald uns anschliessendem Holzhacken habe wir nun auch genug Material, um Ofen und Boiler zu heizen, und natuerlich auch fuer den Tenzo, der ebenfalls mit Holz kocht..

Die Arbeit draussen kann nun ruhen. Morgen beginnt offiziell die Winter-Studienperiode, waehrend der wir taeglich ueber die Texte Gakudoyojinshu (auch auf unserer Homepage zu finden) und Bendowa referieren und diskutieren, fast wie in einem Uni-Seminar, aber mit mehr praktischem Bezug zum taeglichen Leben.

Ein grosses Ereignis in diesem Jahr wird eine Erinnerungszeremonie fuer den 5., 6. und 8. Abt von Antaiji sein, geplant fuer den 8. Oktober. Sawaki Roshi starb am 21. 12. 1965, Uchiyama Roshi am 18. 3. 1998, und mein Meister am 14. 2. 2002. Nach westlicher Rechnung ist das also im Jahr 2014 erst 49, 16 bzw. 12 Jahr her, aber da man in Japan den Tag des Todes mitzaehlt, haben wir naechstes Jahr bereits das 50 Jubilaeum von Sawaki Roshis Tod, und auch der 13. bzw 17. Todestag haben im japanischen Buddhismus eine besondere Bedeutung. Wir werden diese drei besonderen Anlaesse an einem gemeinsam Tag im Herbst (8.Oktober) feiern, und alle unsere Freunde sind natuerlich herzlich eingeladen, auch wenn der Weg zu uns recht weit ist.