Hitoshi Nagai: Penetre und ich (30), 23. Juli 2019
Nachwort
Penetre: Haben dir die Gespräche mit mir Spaß gemacht?
Ich: Ja, auf jeden Fall!
Penetre: Das liegt daran, dass ich auf die Fragen, die dich interessieren, eingegangen bin. Das wird nicht für jeden Leser zutreffen. Die Gespräche, die wir geführt haben, machen nur für den Leser Sinn, der sich zufällig an einem ähnlichen Ort wie du befindet. Für jemanden an einem anderen Ort mögen sie sinnlos und konfus sein. Wenn man einen Strich auf einer Karte zieht, sieht manchmal alles ganz anders aus. Was ich in unseren Gesprächen gesagt habe, ähnelt Strichen auf einer Karte. Für den einen erscheint dadurch die Welt und das Leben in einem anderen Licht. Für den anderen bleibt alles beim Alten. Die Karte wird für ihn durch die neuen Striche vielleicht noch rätselhafter. Für manche mag das Gesagte zu früh kommen, für andere ist es zu spät. Antworten wird nur der finden, der sich schon einmal dieselben Fragen gestellt hat (siehe 1-8).
Ich: Ich kann auch nicht behaupten, alles verstanden zu haben…
Penetre: Keine Sorge! Wenn du auf etwas gestoßen bist, was dir wichtig erscheint, liegt es an dir, selbst weiter zu denken. Wenn du das tust und irgendwann glaubst, den eigentlichen Sinn meiner Worte verstanden zu haben, dann war genau das der eigentliche Sinn meiner Worte. Das bedeutet, dass jeder Leser in diesem Buch seinen eigenen, wahren Sinn finden kann. Wichtig ist es, diesen Sinn selbst zu suchen und zu finden. In der Philosophie ist nur der Sinn, den du findest, der wahre Sinn.
Ich: Was ist denn Philosophie?
Penetre: Philosophie ist eine Wissenschaft, die man ganz allein ausübt.
Ich: Du meinst, jeder für sich selbst – wie ein Autodidakt?
Penetre: Nein, nicht ganz. Ein Autodidakt bringt sich vorhandenes Wissen […]
Hitoshi Nagai: Penetre und ich (29), 14. Juli 2019
Kommentar: Dieser Augenblick ist die Ewigkeit, denn wir haben nichts anderes. Was wir daraus machen, liegt allein an uns. Meine Musikempfehlung zum Thema: Böhse Onkelz – Dunkler Ort
Antwort: Die Frage ist nur: Wer ist „wir“? Machen „wir“ etwas aus diesem Augenblick, oder muss „ich“ derjenige sein, denn es gibt keinen anderen, der mir diese Aufgabe abnehmen kann? Denn ich kann ja genauso gut sagen: Dieses Bewusstsein, das ich „ich“ nenne, ist eins mit dem Kosmos – ich habe nichts anderes (es gibt kein anderes!). Es liegt allein an mir, ob ich die Welt erschaffe („Es werde Licht!“) oder zerstoere. Der stoerende Gedanke dabei ist nur: Aber es gibt DOCH auch andere, die ich zwar nicht so „habe“ wie ich dieses Bewusstsein habe, von denen ich mir aber trotzdem nicht vorstellen kann, dass sie nicht, auf ihre Weise, in ihrer Welt, „sind“. Deshalb scheint „uns“ der gesunde Menschenverstand zu sagen, dass wir doch nicht das Licht am Anfang der Welt sind, sondern lediglich Nachkommen der beiden nackten Affen, die am spaeten Nachmittag des sechsten Tages das Licht der Welt (nur) erblickten.
So wie ich mir am 14. Juli nicht ernsthaft vorstellen kann, dass es den 13. Juli nie gegeben hat und den 15. Juli nie geben wird. Und zwar nicht einfach als „Teil dieses Augenblicks“, sondern als jeweils eigenstaendige „ewige Augenblicke“, in denen dieser ewige Augenblick (14. Juli 2019) nur ein kleiner Tropfen ist. „Ich“ und „jetzt“ waeren also Tropfen, in denen sich das ganze Universum spiegelt (insofern ewig und unbegernzt), aber ich kann und will die unabhaengige Existenz anderer Tropfen AUSSERHALB dieses Trofens nicht leugnen, in denen dieser Tropfen sich spiegelt.
(Simone Weil: „An die Existenz anderer menschlicher Wesen als solche […]
Hitoshi Nagai: Penetre und ich (29), 14. Juli 2019 & „Zazen is the only thing that is good for anything!“ – englischer Vortrag (mit etwas Japanisch) während des Sommer-Retreats & Antaijis Küche, 9. & 10. Juli 2019
Kommentar: Dieser Augenblick ist die Ewigkeit, denn wir haben nichts anderes. Was wir daraus machen, liegt allein an uns. Meine Musikempfehlung zum Thema: Böhse Onkelz – Dunkler Ort
Antwort: Die Frage ist nur: Wer ist „wir“? Machen „wir“ etwas aus diesem Augenblick, oder muss „ich“ derjenige sein, denn es gibt keinen anderen, der mir diese Aufgabe abnehmen kann? Denn ich kann ja genauso gut sagen: Dieses Bewusstsein, das ich „ich“ nenne, ist eins mit dem Kosmos – ich habe nichts anderes (es gibt kein anderes!). Es liegt allein an mir, ob ich die Welt erschaffe („Es werde Licht!“) oder zerstoere. Der stoerende Gedanke dabei ist nur: Aber es gibt DOCH auch andere, die ich zwar nicht so „habe“ wie ich dieses Bewusstsein habe, von denen ich mir aber trotzdem nicht vorstellen kann, dass sie nicht, auf ihre Weise, in ihrer Welt, „sind“. Deshalb scheint „uns“ der gesunde Menschenverstand zu sagen, dass wir doch nicht das Licht am Anfang der Welt sind, sondern lediglich Nachkommen der beiden nackten Affen, die am spaeten Nachmittag des sechsten Tages das Licht der Welt (nur) erblickten.
So wie ich mir am 14. Juli nicht ernsthaft vorstellen kann, dass es den 13. Juli nie gegeben hat und den 15. Juli nie geben wird. Und zwar nicht einfach als „Teil dieses Augenblicks“, sondern als jeweils eigenstaendige „ewige Augenblicke“, in denen dieser ewige Augenblick (14. Juli 2019) nur ein kleiner Tropfen ist. „Ich“ und „jetzt“ waeren also Tropfen, in denen sich das ganze Universum spiegelt (insofern ewig und unbegernzt), aber ich kann und will die unabhaengige Existenz anderer Tropfen AUSSERHALB dieses Trofens nicht leugnen, in denen dieser Tropfen sich spiegelt.
(Simone Weil: „An die Existenz anderer menschlicher Wesen als solche […]