Hitoshi Nagai:
Penetre und ich

2-7 Wenn du etwas tun musst, das keinen Spaß macht (1)

Ich: Was kann man tun, wenn man etwas tun muss, das einem keinen Spaß macht?
Penetre: Was meinst du? Deine Hausaufgaben?
Ich: Nein, eher denke ich an den Fall, wenn man sich bei jemandem entschuldigen muss, oder wenn man um etwas bitten muss, was einem peinlich ist.
Penetre: Das ist doch nicht so schwierig!
Ich: Vielleicht nicht für dich. Für mich schon!
Penetre: Gut, dann will ich dir einen kleinen Tipp geben. Zunächst musst du dir sagen, dass das, was dir keinen Spaß macht, trotzdem das Richtige ist. Der zweite Schritt besteht darin, sich vorzunehmen, es auch wirklich zu tun – und dann etwas zu warten, ganz entspannt. Irgendwann kommt dann der Zeitpunkt, an dem du es – ganz von selbst! – tust. Du musst nur darauf warten. Wichtig ist nur, es ganz von selbst zu tun. „Ganz von selbst“ bedeutet, dass du es ohne Absicht tust. Du musst auf den Zeitpunkt warten, an dem du etwas ganz von selbst, unwillkürlich tun kannst. Wenn du dich daran gewöhnst, gelingt es dir irgendwann, dein ganzes Leben ganz von selbst zu leben. Dann hast du das Leben gemeistert.
Ich: Glaubst du, dass ich das wirklich kann?
Penetre: Probiere es einmal aus, wenn du etwas sagen musst. Warte auf den Zeitpunkt, an dem es dir wie von selbst über die Lippen kommt. Zur Not kannst du ja immer noch sagen, es sei dir einfach nur so über die Lippen gekommen. Wenn es dir gelingt, mit immer weniger Absicht zu kommunizieren, dann wird es am Ende nichts mehr geben, dass dir keinen Spaß macht.
Ich: Wirklich?

2-8 Wenn du etwas tun must, das keinen Spaß macht (2)

Ich: Wenn ich ehrlich sein soll, muss ich zugeben, dass mir die Hausaufgaben auch keinen Spaß machen. Glaubst du, dass es mir gelingen könnte, die Hausaufgaben auch „ganz von selbst“ zu machen?
Penetre: Natürlich geht das. Du musst nur nach derselben Methode vorgehen. Bei allem, was du auf diese Weise tust, ist es wichtig, dass du damit anfängst, ohne darüber nachzudenken, wie viel noch vor dir liegt. Du musst dir also nicht vornehmen, alles bis zum Ende zu machen. Du musst dir nur vornehmen, damit anzufangen. Der einzige Schritt, der zählt, ist der erste. Der Rest kommt von selbst.
Ich: Dann werfe ich bestimmt alles hin, bevor ich ans Ende gekommen bin, meinst du nicht?
Penetre: Du musst nur ganz von selbst weitermachen.
Ich: …
Penetre: Und jetzt will ich dir noch einen Tipp geben, wie man eine Pause einlegt.
Ich: Eine Pause?
Penetre: Egal was du tust, mache zu dem Zeitpunkt eine Pause, wenn es dir anfängt, Spaß zu machen.
Ich: Ist es nicht besser, eine Pause einzulegen, wenn man einen bestimmten Teil der Aufgaben hinter sich gebracht hat?
Penetre: Nein, umgekehrt. Wenn du glaubst, einen Teil der Aufgaben hinter dir zu haben, ist es schwierig, dich zum Weitermachen zu motivieren. Besser ist es aufzuhören, bevor eine Aufgabe erledigt ist, denn dann wird dich die unerledigte Aufgabe ganz von selbst zum Weitermachen bringen.

2-9 Warum muss man Hausaufgaben machen? Was den Optimisten vom Pessimisten unterscheidet

Ich: Warum muss man überhaupt Lernen?
Penetre: Ist dir das immer noch nicht klar? Zum Vergnügen! Du musst jetzt lernen, damit du später mehr Geschmack und Vergnügen am Leben hast. Wenn du ans Leben im Ganzen denkst, musst du jetzt lernen, damit du das größtmögliche Vergnügen hast.
Ich: Ich verstehe nicht, warum man lernen muss, um sich zu vergnügen. Vergnügen kann ich mich auch so! Warum soll ich mir das Vergnügen für später aufheben, wenn ich mich schon heute vergnügen kann?
Penetre: Erinnerst du dich an das Gespräch, als ich den Unterschied zwischen einem anständigen Menschen und einem, dem nicht zu helfen ist, erwähnte (siehe 1-3)? Ein anständiger Mensch ist dazu in der Lage, die eigene Gegenwart für die eigene Zukunft zu opfern. Wer dagegen die eigene Zukunft für die eigene Gegenwart opfert, dem ist nicht zu helfen. Und einen Menschen, der sich für andere opfert, nennt man einen guten Menschen, während ein Mensch, der die anderen für sich opfert, ein schlechter Mensch ist. Wichtig ist, dass nur ein anständiger Mensch zu einem guten oder schlechten Menschen werden kann. Wem nicht zu helfen ist, der kann noch nicht einmal zu einem anständigen schlechten Menschen werden!
Ich: Aber du hast auch gesagt, dass der Unterschied zwischen einem echten Optimisten und einem echten Pessimisten noch wichtiger ist, nicht wahr?
Penetre: Ja, genau darum geht es mir. Der einzige Weg für einen Pessimisten, zu einem anständigen Menschen zu werden, besteht darin, sich irgendwo eine Lebensanschauung und ein höheres Ziel zu besorgen. Ein Pessimist muss seinem gegenwärtigen Leben dadurch einen Sinn verleihen, in dem er es von einer höheren Warte aus betrachtet. Ein Optimist hat das nicht nötig. Selbst das, was er in der Gegenwart tun muss, um sich in der Zukunft zu vergnügen, wird für einen Optimisten zum Vergnügen. Alles, was er für andere tut, tut der Optimist nur zum eigenen Vergnügen.