Hitoshi Nagai:
Penetre und ich

3-9 Die Welt wird von einem Vertrag zusammengehalten (2)

Penetre: Erinnerst du dich an unser Gespräch über den Gesellschaftsvertrag (siehe 1-6)? Weil man im natürlichen Zustand ständig Angst um sein Leben haben muss, versprachen sich die Menschen gegenseitig, sich an Gesetze und eine gemeinsame Moralvorstellung zu halten. Die Frage ist nur: Wer garantiert denn, dass dieses Versprechen auch eingehalten wird? Es hat ja niemand versprochen, sich an das Versprechen zu halten.
Ich: Ja, ich erinnere mich. Ich zweifele auch daran, dass es möglich ist, sich auf einen letztgültigen Gesellschaftsvertrag zu einigen.
Penetre: Da irrst du dich! Wahrscheinlich stellst du dir vor, dass der Gesellschaftsvertrag von Menschen abgeschlossen wurde, die so wie du und ich – wobei ich natürlich eine Katze bin – darüber diskutiert und sich dann geeinigt haben. Aber das ist ein Missverständnis. In Wirklichkeit ist es umgekehrt: Nur deshalb, weil der Gesellschaftsvertrag abgeschlossen wurde, gibt es heute Menschen wie dich und mich – wobei ich natürlich eine Katze bin! Unser heutiges Welt- und Menschenbild – das, was man den gesunden Menschenverstand nennt – gäbe es ohne den Gesellschaftsvertrag nicht. Die Welt, in der wir leben, ist ein Resultat des Gesellschaftsvertrags: Das ist die eigentliche Bedeutung der Theorie vom Gesellschaftsvertrag. Deshalb macht es gar keinen Sinn, nach einer Garantie des Vertrages zu fragen. Nur weil der Vertrag – aus welchem Grund auch immer – gehalten wurde, können wir heute als sein Resultat über ihn nachdenken und zweifeln.
Der Gesellschaftsvertrag ist also so etwas wie die Erde, auf der wir uns immer schon befinden, bevor wir sie für rund erklären oder über ihre Anziehungskraft reden können. Und die Versprechen, die wir im Alltag abgeben, kann man mit der Kugelform einer Wassermelone oder dem Tauziehen auf der Erde vergleichen. Verstehst du?
Ich: Hmm… nicht mehr als die Hälfte, fürchte ich.
Penetre: Wenn du das verstehst, dann wirst du auch dich selbst besser verstehen können. Damit du dir über etwas Gedanken machen kannst, musst du es dir erst zu eigen gemacht haben. Deine Gedanken über eine Sache sind ein Resultat der Sache selbst. Das Resultat einer Sache ist ihr eigentlicher Grund!
Ich: Hmm…