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Hitoshi Nagai: Penetre und ich (3-2 Wann wurde der blaue Vogel blau (1)?), 9. April 2019

Hitoshi Nagai:
Penetre und ich

3-2 Wann wurde der blaue Vogel blau (1)?

Ich: Penetre, kennst du Maeterlincks Geschichte vom blauen Vogel?
Penetre: Na klar kenne ich die. Zwei Kinder machen sich auf die Suche nach dem blauen Vogel, der Glück bedeutet. Sie reisen durch die ganze Welt, aber jedes Mal, wenn sie glauben, den Vogel endlich gefunden zu haben, verliert er in ihren Händen seine blaue Farbe. Doch als sie wieder nach Hause kommen, stellen sie fest, dass ihr Vogel, der dort die ganze Zeit auf sie gewartet hat, blau ist.
Ich: Eine komische Geschichte, nicht wahr? Glaubst du, dass den Kindern wirklich nie aufgefallen ist, dass ihr Vogel zuhause blau war? Oder hat sich seine Farbe verändert, während sie auf der Suche waren?
Penetre: Was glaubst du?
Ich: Ich glaube, dass der Vogel von Anfang an blau war. Die Kinder haben es vorher nur nicht bemerkt. Aber dass sie das nicht bemerkt haben, bedeutet ja, dass der Vogel vorher nicht blau ausgesehen haben kann…
Penetre: Das bedeutet also doch, dass er seine Farbe geändert hat?
Ich: Nein, das glaube ich trotzdem nicht…
Penetre: Die Antwort ist weder, dass der Vogel hinterher seine Farbe geändert hat, noch dass er von Anfang an blau war. Die Antwort ist, dass die Kinder erst hinterher darauf kamen, dass der Vogel von Anfang an blau war. Verstehst du?
Ich: ???

Um die Halle herum, 4. April 2019

Hitoshi Nagai: Penetre und ich (2-10/11 & 3-1 Was man tun kann, wenn man nicht einschlafen kann, was „links“ und „rechts“ bedeutet & über das menschliche Bewusstsein), 31. März 2019

Hitoshi Nagai:
Penetre und ich

2-10 Was man tun kann, wenn man nicht einschlafen kann

Ich: Manchmal schläft man ein, wenn man es nicht will, und manchmal kann man nicht schlafen, obwohl man es will. Woher kommt das?
Penetre: Komisch, nicht wahr? Passiert dir das auch, dass du nicht einschlafen kannst?
Ich: Ja, klar. Je mehr ich dann darüber nachdenke, warum ich nicht einschlafen kann, desto weniger kann ich schlafen. Und dann bin ich plötzlich ganz wie von selbst eingeschlafen. Das ist doch seltsam.
Penetre: Es gibt einige Dinge im Leben, die man niemals aus eigener Kraft schaffen wird. Das Einschlafen ist das beste Beispiel. Wenn du schlafen willst, gehst du zu Bett – danach bleibt nichts für dich zu tun. Du kannst nur auf den Schlaf warten. Irgendwann schläfert dich dann die Zeit selbst ein. Du musst nur warten. Wenn du versuchst, von dir aus etwas dazu zu tun, verhinderst du das Einschlafen. Es gibt absolut nichts, was du tun kannst. Wenn du unter Schlaflosigkeit leidest, ist das eine ausgezeichnete Gelegenheit, etwas über das Leben überhaupt zu lernen. Einschlafen ist nur eines von vielen Dingen, bei denen du nichts besseres tun kannst, als gar nichts zu tun.
Ich: Willst du damit sagen, dass ich so tun soll, als ob ich nicht einschlafen will, um einzuschlafen? Aber geht das denn? In Wirklichkeit will ich ja immer noch einschlafen!
Penetre: Nein. Du musst wirklich daran glauben, dass du nicht einschlafen musst. Nur wenn du das glaubst, gibt es eine Methode, die du anwenden kannst.
Ich: Was für eine Methode ist das denn?
Penetre: Einzuschlafen bedeutet, in eine andere Welt einzutreten. Dafür musst du alles in dieser Welt, in der du wach bist, vergessen. Aber etwas zu vergessen ist noch schwieriger […]

Muho spricht über den „most dangerous man in the world“ (auf Englisch), 28. März 2019

The most dangerous man in the world is the contemplative who is guided by nobody. He trusts his own visions. He obeys the attractions of an interior voice but will not listen to other men. He identifies the will of God with anything that makes him feel, within his own heart, a big, warm, sweet interior glow. The sweeter and the warmer the feeling is, the more he is convinced of his own infallibility. (Thomas Merton)
Source: New Seeds of Contemplation

Koike Ryunosuke calls his editor to confess (Japanese)

Um die Halle herum, 24. März 2019

Hitoshi Nagai: Penetre und ich (2-7/8/9 Wenn du etwas tun must, das keinen Spaß macht) & um die Halle herum, 12. März 2019

Hitoshi Nagai:
Penetre und ich

2-7 Wenn du etwas tun musst, das keinen Spaß macht (1)

Ich: Was kann man tun, wenn man etwas tun muss, das einem keinen Spaß macht?
Penetre: Was meinst du? Deine Hausaufgaben?
Ich: Nein, eher denke ich an den Fall, wenn man sich bei jemandem entschuldigen muss, oder wenn man um etwas bitten muss, was einem peinlich ist.
Penetre: Das ist doch nicht so schwierig!
Ich: Vielleicht nicht für dich. Für mich schon!
Penetre: Gut, dann will ich dir einen kleinen Tipp geben. Zunächst musst du dir sagen, dass das, was dir keinen Spaß macht, trotzdem das Richtige ist. Der zweite Schritt besteht darin, sich vorzunehmen, es auch wirklich zu tun – und dann etwas zu warten, ganz entspannt. Irgendwann kommt dann der Zeitpunkt, an dem du es – ganz von selbst! – tust. Du musst nur darauf warten. Wichtig ist nur, es ganz von selbst zu tun. „Ganz von selbst“ bedeutet, dass du es ohne Absicht tust. Du musst auf den Zeitpunkt warten, an dem du etwas ganz von selbst, unwillkürlich tun kannst. Wenn du dich daran gewöhnst, gelingt es dir irgendwann, dein ganzes Leben ganz von selbst zu leben. Dann hast du das Leben gemeistert.
Ich: Glaubst du, dass ich das wirklich kann?
Penetre: Probiere es einmal aus, wenn du etwas sagen musst. Warte auf den Zeitpunkt, an dem es dir wie von selbst über die Lippen kommt. Zur Not kannst du ja immer noch sagen, es sei dir einfach nur so über die Lippen gekommen. Wenn es dir gelingt, mit immer weniger Absicht zu kommunizieren, dann wird es am Ende nichts mehr geben, dass dir keinen Spaß macht.
Ich: Wirklich?

2-8 Wenn du etwas tun must, das keinen Spaß macht (2)

Ich: Wenn ich […]

Hitoshi Nagai: Penetre und ich (2-6 Braucht man Freunde?) & zwei gute Nachrichten, 6. März 2019

Hitoshi Nagai:
Penetre und ich

2-6 Braucht man Freunde?

Penetre: Glaubst, dass Freunde wichtig sind?
Ich: Ja, natürlich sind die wichtig! Wer will schon allein sein?
Penetre: Ich komme auch ohne Freunde gut aus.
Ich: Du bist ja auch eine Katze!
Penetre: Ist es für euch Menschen wirklich anders? Ich habe das Gefühl, dass ihr Menschen kollektive Illusionen braucht. An die müsst ihr glauben, damit die öffentliche Ordnung nicht gefährdet wird. Das sind die offiziellen Antworten, über die wir bereits gesprochen haben (siehe 1-10). Du solltest aber nicht vergessen, dass es eigentlich keinen Grund gibt, diese offiziellen Antworten zu schlucken.
Ich: Was ihr Katzen zum Leben braucht, weiß ich nicht. Aber als Mensch braucht man doch Freunde, die einen wirklich verstehen.
Penetre: Warum? Zum Leben braucht man keine Freunde. Das einzige was dazu notwendig ist, ist die innere Stärke, über die jeder Mensch ursprünglich verfügt. Dass sich die Menschen gegenseitig brauchen, um sich zu verstehen und anzuerkennen, ist nichts weiter als eine kollektive Illusion, die euch eingetrichtert wird.
Ich: Du bist der erste, von dem ich so etwas höre!
Penetre: Eine der wichtigsten Lektionen, die du als Mensch zu lernen hast: Du brauchst keine Freunde, die dich verstehen, um zu leben. Wahre Freundschaft kann es nur zwischen Menschen geben, die erkannt haben, dass sie auch ohne Freunde leben können.
Ich: Das ist mir ganz neu!

Letztes Kapitel von „Das Meer weist keinen Fluss zurück“: antaiji.org/de/20181106-2/
Uchiyama Roshi’s „Sieben Punkte der Praxis“: antaiji.org/de/services/english-the-seven-points-of-practice-uchiyama/
Muho in Deutschland im August und September: antaiji.org/de/muho/events/

Muho hät einen Vortrag über Dogens Gyoji-Kapitel, 28. Februar 2019

Der englische Vortrag beginnt nach 54:00 Minuten.

Gudo Nishijimas englische Übersetzung (Runterscrollen bis „[231] Great Master Gensha…“): thezensite.com/ZenTeachings/Dogen_Teachings/Shobogenzo_2_NC.pdf

Japanischer Originaltext: shomonji.or.jp/soroku/genzou16b/index.html

Hitoshi Nagai: Penetre und ich (2-5 Die Liebe zur Mitte hin und die Liebe aus der Mitte heraus), 23. Februar 2019

Kopernikanische Wende bei Viktor Frankl (Wikipedia)
Logotherapie und Existenzanalyse nach Viktor Frankl (Wikipedia)
Shōbōgenzō Shōji (meine komplette Übersetzung auf der Antaiji-Website)

Hitoshi Nagai:
Penetre und ich

2-5 Die Liebe zur Mitte hin und die Liebe aus der Mitte heraus

Ich: Was denkst du über die Liebe?
Penetre: Es gibt zwei Arten der Liebe: Die Liebe, die vom Rand der Welt auf deren Mitte gerichtet ist, und die Liebe, die aus der Weltmitte bis an den Rand reicht. Angenommen, du bist in ein Mädchen verliebt. Dann liebst du so wie einer, der vom Rand der Welt in die Mitte blickt.
Ich: Das kann ich nicht beurteilen, denn so verliebt war ich noch nie. Aber das, was du über den Rand und die Weltmitte sagst, erinnert mich an etwas anderes: Wenn ich für mich allein Musik höre, fühle ich mich manchmal sehr einsam, wenn mir bewusst wird, dass ich in dem Augenblick wahrscheinlich der einzige Mensch im Universum bin, der diese Musik hört. Deshalb sehe ich lieber fern oder höre Radio. Denn selbst wenn das Programm total uninteressant ist, habe ich doch die Gewissheit, dass ich nicht allein bin: Unzählige andere sehen oder hören in demselben Augenblick dasselbe Programm. Ich finde es tröstend, mir das bewusst zu machen. Irgendwie fühle ich mich dann mit der Welt verbunden.
Penetre: Das Zeitgeschehen, an dem wir durch Fernsehen und Radio teilhaben, verbindet uns auch in einem gewissen Sinn mit der Welt – wenn sich beispielswese etwas Wichtiges auf der Welt ereignet, wird es sofort live übertragen. Aber ich meine etwas tieferes, wenn ich von der Weltmitte spreche. Die Weltmitte ist der Ursprung, aus dem alle Dinge ihren Sinn beziehen. So nah […]

Hitoshi Nagai: Penetre und ich (2-4 Was es bedeutet, „stark“ zu sein), 22. Februar 2019

Hitoshi Nagai:
Penetre und ich

2-4 Was es bedeutet, „stark“ zu sein

Ich: Auch wenn ich mein Bestes tue, läuft oft etwas schief. Dann mache ich mir hinterher Vorwürfe und fühle mich schlecht, weil ich es nicht anders gemacht habe.
Penetre: Vorwürfe sollte man sich nie machen! Jeder macht immer wieder Fehler. Nichts bekommt man genau so hin, wie es eigentlich sein sollte. Aber auch das ist notwendig. Anstatt darüber nachzugrübeln, was du anders hättest tun können, solltest du dir sagen: „Es lässt sich nicht ändern, also ist es gut wie es ist.“
Ich: Wie schön es doch wäre, wenn mir das einer sagen würde!
Penetre: Warum sagst du es nicht erst einmal zu einem, der – so wie du – unzufrieden mit sich selbst ist. Du solltest ihm das natürlich nicht einfach nur sagen, sondern es auch von Herzen meinen. Das musst du so wie bei einem Hund oder einer Katze machen, denen du den Kopf streichelst, weil du sie ganz so annimmst, wie sie sind. Nichts hilft einem anderen Menschen mehr, als wenn man sie so annimmt, wie sie sind.
Ich: Wenn ich das heute für jemanden tue, wird es dann irgendwann auch einer für mich tun?
Penetre: Nein, glaube das nicht! Wenn du darauf wartest, dass andere dir helfen, wirst du ewig warten. In deinem Fall musst du selbst es sein, der dich so annimmt, wie du bist: „Es ist gut so!“ Sich auf diese Weise annehmen zu können, bedeutet stark zu sein. Und wenn du nicht über diese Stärke verfügst, dich so anzunehmen, sollest du trotzdem probieren, es einem anderen zu sagen: „Ich akzeptiere dich, so wie du bist!“ Wichtig ist es, das nicht nur zu sagen, sondern es auch so zu meinen.