Merkwürdige Broterwerbe

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Ich: Wenn ich groß bin, werde ich einen Beruf wählen müssen. Bei vielen Tätigkeiten frage ich mich allerdings, was für einen Sinn die haben. Ich verstehe es, wenn einer die Landwirtschaft oder eine Heiltätigkeit zu seinem Beruf macht. Auch dass manche Menschen mit dem Malen von Kunstwerken, Romaneschreiben oder Musikspielen ihren Lebensunterhalt verdienen, leuchtet mir ein. Aber wie kommt es, dass es professionelle Schachspieler gibt, oder Leute, deren Beruf es ist, die Kunstwerke oder Musik anderer zu kritisieren? Ich glaube, dass die Gesellschaft auch ohne solche Berufe auskommen würde.
Penetre: Du meinst, dass Bauern und Ärzte notwendig sind, Schachspieler und Kritiker hingegen nicht? Da irrst du dich! Der Mensch lebt zum Vergnügen, und was einen vergnügt, ist von Mensch zu Mensch verschieden. Für manche gibt es kein größeres Vergnügen als Schach zu spielen, anderen macht es am meisten Spaß, Musik zu hören. Solche Menschen erreichen in der Regel ein höheres Niveau beim Schach oder werden zu Kennern der Musik. Es ist also kein Wunder, wenn es Profis gibt, deren besondere Fähigkeiten nur solche Experten zu schätzen wissen. Vom Standpunkt des Rests der Welt aus betrachtet mag das merkwürdig erscheinen, aber innerhalb des Kreises der Kenner sind die Profis unverzichtbar. Ein Produkt wird nur deshalb hergestellt, weil es jemanden gibt, der es kauft. Schachspieler und Musikkritiker machen ihre Expertise zum Broterwerb. Das geht nur deshalb, weil Kenner bereit sind, dafür gutes Geld zu bezahlen. Nur wenn keiner mehr dafür zahlt, stirbt der Beruf aus.