Das menschliche Bewusstsein

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Penetre: Stell dir einen Hund vor, der seinem Herrchen lange Jahre beim Schachspielen zugeguckt hat. Eines Tages setzt er sich vor das Brett und bewegt eine der Figuren, so wie er es bei seinem Herrchen immer gesehen hat. Sein Herrchen ist total überrascht und macht seinerseits einen Zug, so als würde der Hund tatsächlich die Regeln kennen. Worauf der Hund wiederum die Pfote ausstreckt und eine Figur bewegt…
Ich: Das ist ja süß! Ich wünschte, uns wäre auch so ein braver Hund zugelaufen und nicht eine Katze, die so merkwürdige Dinge erzählt wie du!
Penetre: Könnte es nicht sein, dass ihr Menschen genauso wie dieser Hund in der Illusion lebt, den Sinn eures Tuns zu verstehen, obwohl ihr in Wirklichkeit gar nichts versteht?
Ich: Mir ist es tatsächlich schon vorgekommen, dass ich geglaubt hatte etwas zu verstehen, nur um hinterher festzustellen, dass ich es doch nicht verstand.
Penetre: Das meine ich nicht. Ich meine, dass die Menschheit als Ganze einem Missverständnis aufsitzt. Zum Beispiel der Glaube, dass Menschen und Hunde sich unterscheiden, dass sich die Erde um die Sonne dreht, dass alle materiellen Dinge eine Anziehungskraft aufeinander ausüben… könnte es nicht sein, dass das alles ein Irrtum ist? So wie sich der Hund täuscht, wenn er glaubt, dass Schachspielen bedeutet, einfach nur die Figuren mit der Pfote zu bewegen, so täuschen sich vielleicht auch die Menschen grundsätzlich über die Bedeutung ihres Tuns.
Ich: Beim Hund ist es der Mensch, der den Irrtum erkennt, aber wer würde es erkennen, wenn sich die ganze Menscheit im Irrtum befindet?
Penetre: Keiner! Und selbst wenn es jemanden gäbe, der es erkennt – ihr Menschen würdet davon nichts mitbekommen. Genauso wie der Hund es nicht bemerkt, dass der Mensch seinen Irrtum durchschaut. Deshalb kannst du dir auch nicht sicher sein, ob wir Katzen euch Menschen in Wirklichkeit nicht schon längst durchschaut haben!